Pfarrkirche und Wehrturm

Nach einer in der Chormauer eingetragenen Jahreszahl wurde mit dem Neu- bzw. Umbau der Kirche 1483 unter dem Geschlecht der Walchenbegonnen. Eine dem Hl. Johannes Baptista geweihte Taufkirche hat schon früher bestanden. Die ältesten Teile der Kirche, die Nord und Westwand des Langhauses, sind wahrscheinlich Reste der alten romanischen Burg; die Westwand ist außen mehrmals abgetreppt. Im 14. Jahrhundert wurde eine ältere, südlich der alten Kirche freistehende Grabkapelle (Burgkapelle der Wetzel von Arbing) als Seitenschiff in das im Kern romanische Langhaus einbezogen

Dadurch entstand der Typus der asymmetrisch zweischiffigen Kirche – eine überwiegende Bauform im unteren Mühlviertel. Die Vereinheitlichung zu einem Gesamtraum mit durchlaufendem Gewölbe (Netzrippen- und Sternrippengewölbe) erfolgte ab dem Jahr 1483 ( zeitlicher Anhaltspunkt für diese Spätgotische Umgestaltung ist lediglich die Jahreszahl „1483" im Gewölbe über der Empore). Neu gebaut wurde damals der Chor( Altarraum) und die Empore. Durch die ausgewogenen Proportionen und die schöne Rippenzeichnung gehört Arbing zu den schönsten Chören, die am Beginn des 16. Jahrhunderts entstanden sind.

 

Die Emporenanlage aus gräulich-bräunlichem Granit besteht aus der Hauptempore im Westen und aus zwei Seitenteilen an der nördlichen und südlichen Langhauswand. Die Front im Mittelschiff ist durch den kunstvollen aus Sandstein gearbeiteten Maßwerkschmuck der Brüstung besonders hervorgehoben.

Die gotische Glasmalerei im Maßwerk der Chorfenster ist bis auf geringe Reste (Mariä Verkündigung, Wappenmotive) zerstört. Der wertvollste Einrichtungsgegenstand ist eine spätgotische (um 1510) fast lebensgroße Muttergottesstatue mit Kind aus Lindenholz in der Nachfolge des Kefermarkter Meisters.

An der Turmwand des Presbyteriums hängt ein Kreuzigungsbild aus dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Über dem Südeingang stellt an der Außenwand ein kleines Steinrelief die Taufe Christi dar (um 1520). Der Kirchturm (ursprünglich Schloß- bzw. Wehrturm, vielleicht noch aus dem 13. Jahrhundert) wird von abgerundeten Zinnen (Mitte 16. Jahrhundert) bekrönt und weist an jeder Mauerkante runde, zinnengekrönte Ecktürmchen auf Gotischen Konsolen mit dazwischenliegenden Pech-Erkern auf.

Dieser nördlich des Chores stehende, 28 m hohe, zum Kirchturm umfunktionierte Schlossturm der nicht mehr vorhandenen mittelalterlichen Burganlage hat keine Spitze, da einer alten Sage zufolge eine dem enthaupteten Johannes Baptista geweihte Kirche keine Spitze tragen könne. Das 1980 verliehene Gemeindewappen ist eine heraldische stilisierte Darstellung des mächtigen Wehrturmes als markantes örtliches Wahrzechen. Der Turm beherbergt auch zwei gotische Glocken aus dem 15. Jahrhundert. 1963 wurden sie durch zwei neue Glocken („Salve-Regina-Geläute") ergänzt.

 

1861 erfolgte die Ausstattung der Kirche mit einer Orgel von Breinbauer aus Ottensheim, 1864 mit neuen Kirchenstühlen. Im Zuge der Innenrenovierung von 1902 – 1907 wurden in der Kirche der dreizeitige Hoch- und Seitenaltar aufgestellt, neue Glasfenster und ein neuer Kreuzweg angekauft.

Von der Ausstattung aus jüngster Zeit sind die Kerzenleuchter und der Osterleuchter aus Bronzeguss mit Bergkristall des Waldinger Bildhauers Sepp Aumüller aus dem Jahr 1980 erwähnenswert.

Bei einer umfangreichen Kirchenrenovierung 1986 wurden das Pflaster, die Malerei und die Heizung erneuert. Der Linzer Bildhauer Jakob Kopp schuf einen neuen Volksaltar und Ambo aus Granit. Beide Kunstwerke fügen sich harmonisch in die spätgotische Bausubstanz der Kirche ein. Nach einer gelungenen Außenrenovierung 1990/91 erstrahlt die Kirche weithin in neuem Glanz.